Cremes, Filler, Botox – die Schönheitsindustrie boomt. Mittlerweile greifen bereits Teenager zu Anti-Falten-Cremes. Nicht ohne Grund, denn in Magazinen, im Internet und auf Social Media werden wir ständig mit scheinbar perfekten Menschen konfrontiert. Während es in den 80er Jahren die Barbie Puppen waren, die durch ihre unerreichbaren Maße als Schönheitsideal galten, sind es heute echte Menschen, die durch zahlreiche Filter scheinbar makellos dargestellt werden. Und wenn wir dieses Bild permanent vorgegaukelt bekommen, dann glauben wir irgendwann, dass wir auch so aussehen müssen, und dass mit uns etwas nicht stimmt, wenn wir anders aussehen. Das erzeugt nicht nur bei jungen Leuten Stress. In einer Welt, wo Selbstoptimierung für manch einen zur Lebensaufgabe geworden ist, glauben wir, dass auch Zeichen der Alterung auf jeden Fall im Keim erstickt oder zumindest vertuscht werden müssen, um akzeptiert und geliebt zu werden.
Was dabei völlig außer Acht gelassen wird ist, dass Altern ein natürlicher Prozess ist, dessen Auswirkungen irgendwann auch äußerlich sichtbar werden – bei dem einen früher, bei der anderen später. Wie bei einem Auto, was lange gefahren wurde und daher einige Gebrauchsspuren aufweist, sind Falten, graue Haare und ein sich verändernder Körper auch bei uns der natürliche Lauf der Dinge und spiegeln lediglich ein bewegtes Leben. Tatsächlich würde ich mir eher Gedanken machen, wenn jemand über 50 noch gar keine Falten hat..
„Altern ist immer noch die einzige Möglichkeit, lange zu leben.“ - Hugo von Hoffmannsthal -
Bis ins hohe Alter leben zu dürfen, ist ein enormes Privileg, und wir haben durchaus Einfluss darauf, wie das bei uns persönlich abläuft. Denn jede Entscheidung, die wir heute schon treffen in Bezug auf unsere Ernährung, unseren Lebensstil, die Art und Weise, wie wir denken und fühlen und mit welchen Menschen wir uns umgeben, hat Einfluss darauf, wie gut wir uns mit zunehmendem Alter fühlen und wie wir aussehen.
Es gibt 3 biochemische Prozesse, die großen Einfluss darauf haben, wie schnell wir altern, und denen wir durch unsere täglichen Entscheidungen entgegensteuern können. Schauen wir uns diese mal etwas genauer an:
1. Oxidation
Oxidative Schäden werden durch freie Radikale verursacht. Freie Radikale sind einzelne Sauerstoffeinheiten, die im Übermaß das Körpergewebe schädigen können. Diese entstehen z.B. durch alltägliche Prozesse wie flache Atmung (z.B. bei Stress) oder Sport, durch Einflüsse von außen, wie z.B. Rauchen oder extreme Sonneneinstrahlung, oder auch durch innere Stressoren wie z.B. Fehlernährung mit vielen Zusatzstoffen.
Was dabei passiert, sieht man ganz anschaulich an der Oxidation von Eisen: in der Reaktion mit Sauerstoff entsteht Rost, der nicht nur unschön aussieht, sondern auch die Belastbarkeit des Eisens verändert – es wird porös. Bei uns Menschen ist der Rost äußerlich aus Falten oder Altersflecken sichtbar, innerlich ist er Auslöser von degenerativen Prozessen, sprich: Alterung.
Eine gewisse Anzahl an Freien Radikalen ist jedoch normal und durchaus sinnvoll, denn sie trainieren den Körper und unterstützen ihn damit z.B. bei der Überwindung einer Infektion. Erst in der Überzahl kommt es zu oxydativem Stress und damit zu einer Beschleunigung des Alterungsprozesses.
Die Retter in der Not sind Antioxidantien aus unseren wunderbaren farbenfrohen Pflanzen. Sie wirken durch die Neutralisierung der Freien Radikale aktiv Alterungsprozessen entgegen.
Mein Tipp: Iss jeden Tag eine große Vielfalt an bunten Pflanzen! Der Spruch „Iss den Regenbogen“, wenn es um die Farbvielfalt unserer Pflanzenkost geht, hilft dir nicht nur dabei, gesund zu bleiben, sondern wirkt sich auch positive auf dein Äußeres aus.
2. Stille Entzündungen
Eine Entzündung ist eine Reaktion des Immunsystems auf Substanzen, die in den Körper gelangen und die es als problematisch erachtet. Das betrifft alles, was wir über die Nahrung zu uns nehmen, einatmen oder über die Haut aufnehmen. Wenn dein Immunsystem erkennt, dass eine bedrohliche Substanz in deinen Körper eingedrungen ist, startet es einen starken und vielschichtigen Angriff auf den „Eindringling“. Teil dieser Reaktion ist die Entstehung von Entzündungen, die überall dort auftreten, wo das Immunsystem in einen Kampf verwickelt ist – zum Beispiel im Gewebe des Gesichts, in den Blutgefäßen und/oder in den lebenswichtigen Organen. Im Gegensatz zu akuten Entzündungen, die durch Röte, Hitze und Schwellung gekennzeichnet und in der Regel örtlich begrenzt sind, merken wir stille Entzündungen nicht. Sie kommen schleichend durch permanente Stressreize wie Rauchen oder Fehlernährung, und das macht sie für uns so gefährlich.
Akute Entzündungen sind für uns überlebenswichtig, während die stillen, chronischen Entzündungen unserer Gesundheit schaden. Chronische Entzündungen können beispielsweise zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und nichtalkoholischer Fettleber beitragen. Da sich diese Krankheiten im Laufe der Zeit langsam entwickeln, treten sie mit zunehmendem Alter häufiger auf, weswegen sie noch bis vor nicht allzu langer Zeit als „Alterskrankheiten“ bezeichnet wurde. Allerdings sehen wir in letzter Zeit eine bedenkliche Zunahme solcher Krankheiten bereits bei jüngeren Menschen, was größtenteils auf den hohen Konsum an verarbeiteten Lebensmitteln und gezuckerten Getränken zurückzuführen ist.
Durch unseren Lebensstil – u.a. durch die Auswahl unserer Lebensmittel & Getränke, Kosmetika und Haushaltsprodukte, den Wechsel von Anspannung und Entspannung, unsere Gedanken und Gefühle und unser Stressempfinden – können wir Entzündungsreaktionen im Körper entweder in Schach halten oder auch beschleunigen.
Mein Tipp: Versuche die Menge an problematischen Substanzen zu reduzieren, die in deinen Körper gelangt. Das könnte einerseits bedeuten, den Alkoholkonsum auf besonderen Gelegenheiten zu beschränken, mit dem Rauchen aufzuhören, Kosmetika und Putzmittel mit weniger Chemikalien auszuwählen und hochverarbeitete Lebensmittel zu vermeiden. Durch eine Umstellung auf echte (Bio-) Lebensmittel mit einem hohen Anteil an Pflanzen vermeidest du entzündungsfördernde Zusatzstoffe. Durch deine Ernährung kannst du sogar stummen Entzündungen entgegenwirken. Gute Lieferanten an antientzündlichen Substanzen sind z.B. Gewürze wie Ingwer oder Kurkuma sowie fetter Fisch durch die entzündungshemmenden Omega-3-Fettsäuren.
3. Glykierung
Als Glykierung bezeichnet man eine Verzuckerung des Körpers. Sie tritt auf, wenn sich Glukose, Fruktose oder Galaktose (Zucker) an einen Teil unserer DNA, Proteine und Lipide (Fette) binden, so dass diese ihre Aufgabe im Körper nicht mehr erfüllen können. Das Nebenprodukt davon sind sogenannte fortgeschrittene Glykationsendprodukte (AGEs = Advanced Glycation Endproducts).
Wenn wir hauptsächlich hochverarbeitete Industrienahrung zu uns nehmen, verstärkt sich das Problem mit zunehmendem Alter, da sich der Zucker immer weiter ansammelt. Das kann dazu führen, dass Zellen und Gewebe nicht mehr richtig funktionieren, was in der Folge zu Alterserscheinungen oder Krankheit führt.
In den letzten 100Jahren hat sich der Zuckerkonsum in Deutschland nahezu verdreißig-facht, und das liegt vor allem an der Menge der versteckten Zucker in hochverarbeiteten Industrieprodukten. Das ist der Zucker, der ohne Nährstoffe daherkommt und der uns dick und krank macht. In Obst & Gemüse dagegen ist der Zucker natürlicherweise enthalten und in Mikronährstoffe verpackt, die sich sogar positiv auf unsere Gesundheit auswirken.
Zum Vergleich: ein Apfel enthält ca. 7g Zucker pro 100g, in Ketschup dagegen kommen auf 100g ganze 22g Zucker!
Da Zucker unter mehr als 60 verschiedenen Namen auftreten kann, wird es immer schwieriger, diesen zu identifizieren, ohne stundenlang Zutatenlisten zu studieren. Leider haben auch Zuckeraustauschstoffe viel von ihrem anfänglichen Hype eingebüßt und sind in Bezug auf unsere Gesundheit nicht weniger schädlich.
Mein Tipp: Konzentriere dich auf echte Lebensmittel, wie sie auch in der Natur vorkommen, dann kannst du ziemlich sicher sein, dass keine versteckten Zutaten enthalten sind. Denn unser Körper benötigt Glukose für viele Stoffwechselvorgänge. Pauschal auf alle Kohlenhydrate zu verzichten ist daher keine Lösung und kann zu verschiedenen Mangelerscheinungen führen. Wichtig ist jedoch, wo der Zucker herkommt. Wenn er natürlicherweise in einem echten Lebensmittel enthalten ist, dann er ist er gleichzeitig in Mikronährstoffe verpackt die es dem Körper ermöglichen, den Zucker optimal zu verwerten.
Zusammengefasst: Wir können jetzt schon viel dafür tun, um bis ins hohe Alter ein energiegeladenes und gesundes Leben zu führen. Jede noch so kleine Entscheidung, die du heute für deine Gesundheit triffst, summiert sich und wirkt sich später positiv auf deine Lebensqualität aus. Eine Ernährung reich an Pflanzen in allen Farben des Regenbogens unterstützt dich dabei.
Und bei aller Achtsamkeit sollte natürlich auch die Freude am Leben nicht zu kurz kommen. Denn es ist unsere Lebensfreude, die am Ende dem Leben nicht mehr Jahre, sondern den Jahren mehr Leben schenkt.
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