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AutorenbildUlrike

Happy-Ageing statt Anti-Ageing!

Überall ist heute die Rede von Anti-Ageing. Meiner Meinung nach ist der Begriff schon nicht ganz richtig. Denn wollen wir nicht alle möglichst lange leben?


"Altern ist immer noch die einzige Möglichkeit, lange zu leben!" - Hugo von Hofmannsthal -

Leider verbinden viele Menschen Altern mit Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit, und daher erscheint ihnen Altern nicht besonders erstrebenswert. Das ist nachvollziehbar, aber was, wenn ich Ihnen sage, dass das nur in Ihrem Kopf stattfindet?


Welche enorme Bedeutung unser „Mindset“, also die Art und Weise, wie wir denken, auf unser Wohlbefinden hat, stellte die amerikanische Psychologin Ellen Langer bereits in den 70er Jahren in ihrer berühmten „Counter Clockwise Study“ fest. In dieser Studie ging es darum, herauszufinden, wie es sich auf den physiologischen Zustand von Menschen auswirkt, wenn man ihre psychologische Uhr zurückdreht. Dazu rekonstruierte sie eine Umgebung wie aus den 50er Jahren und forderte die Teilnehmer der Untersuchung auf, für eine Woche wieder so zu leben, wie vor 20 Jahren, mit allem, was dazugehört: Fernsehprogramme, Zeitungen, Politik, Essen. Auch alle Gespräche sollten in der Gegenwart und über aktuelle Geschehnisse dieser Zeit verlaufen. Nach nur 1 Woche waren bei den Teilnehmern erstaunliche Ergebnisse zu verzeichnen: nicht nur hatten sich verschiedene physische Faktoren wie Greifkraft, Gedächtnis, Hörfähigkeit und Gewicht verbessert, sondern die Teilnehmer agierten bei verschiedenen Tests, als ob sie wesentlich jünger wären und Außenstehende bescheinigten ihnen ein jüngeres Aussehen.


Was ich damit sagen möchte, ist, dass wir dem Alter nicht hoffnungslos ausgeliefert sind, sondern selbst Einfluss darauf haben, wie wir uns in 10, 20 oder 30 Jahren fühlen. Und zwar durch Ernährung, verschiedene Lebensstilfaktoren und nicht zuletzt unsere Einstellung im Leben. Denn wollen wir nicht alle bis zum Schluss vital durchs Leben gehen?


„Auf die ewige Lebendigkeit kommt es an, nicht auf das ewige Leben.“ - Friedrich Wilhelm Nietzsche -

Wenn wir uns an den am längsten lebenden Menschen in den sogenannten Blue Zones® orientieren, finden wir 5 Gemeinsamkeiten, die dazu beitragen, dass sie gesund altern:


1. „Natürliche Bewegung

Keiner von den Menschen in den Blue Zones® macht Sport, zumindest nicht so wie wir Sport treiben. Keiner von Ihnen stemmt Gewichte, läuft Marathon oder geht ins Fitnessstudio.

Stattdessen, organisieren sie ihr Leben so, dass sie sich ständig zu körperlicher Aktivität anspornen. Sie leben komfortfrei.

Mein Tipp: Da unser Lebensraum ist auf Komfort ausgerichtet ist, zählt jeder kleine Schritt im Alltag! Nehmen Sie die Treppe, fahren Sie Fahrrad, tragen Sie Ihre Einkäufe selbst und rennen Sie mit Ihren Kindern. Das ist besser, als sich nur 1-2x die Woche auszupowern und ansonsten nichts zu tun. Denn was wir regelmäßig tun, hat Einfluss auf unsere Gesundheit, nicht, was wir manchmal tun!

Kleiner Anreiz: Schon 25 Minuten zügiges Gehen am Tag senkt das Alzheimer Risiko um 45%!



2. Sinn im Leben

Die 100Jährigen in den Blue Zones® haben Worte für den Sinn Ihres Daseins, wie "Ikigai" auf Okinawa oder „Plan de vida“ in Costa Rica.

Diese sehr alten Menschen kennen Ihre Bestimmung im Leben und wissen, warum sie morgens aufstehen. Das schenkt ihnen ca. 7 Jahre zusätzliche Lebenserwartung.

Mein Tipp:

Wenn Sie noch auf der Suche nach Ihrer persönlichen Bestimmung sind, fragen Sie sich:

Wofür stehe ich morgens voller Freude auf? Für die einen ist es ein erfüllender Beruf, für andere die Familie und für wieder andere ein kreatives Hobby. Es gibt hier kein richtig oder falsch!

Der nächste Schritt ist Achtsamkeit. Auch wenn das Wort mittlerweile abgedroschen klingt, macht es einen Unterschied, ob Sie ganz im Moment sind und das, was Sie tun voller Leidenschaft machen – egal, ob es sich um den Abwasch oder ein kreatives Kunstprojekt handelt - , oder ob sie währenddessen die Einkaufsliste durchgehen oder ein Telefonat führen (bei dem Sie dann auch nicht ganz bei der Sache sind). Wenn Sie in Ihrem Kopf ständig verschiedene „Fenster offen“ haben, dann sind Sie nicht nur eher erschöpft (wie auch bei einem Computer, bei dem zu viele Fenster offen sind, eher der Akku leer läuft), sondern Sie haben stets das Gefühl, nichts auf die Reihe zu kriegen und fühlen sich am Ende des Tages unzufrieden.


3. Pausen machen

Jede dieser Kulturen nimmt sich Zeit, um mal runterzuschalten. Auch Menschen in den Blue Zones® erfahren teilweise Stress, der Entzündungsreaktionen auslöst, welche zu chronischen Krankheiten von Alzheimer bis Herzinfarkt führen kann. Aber sie haben gewisse Routinen, um wieder in den parasympathischen Modus zu schalten.

Mein Tipp:

Was auch immer für Sie das Passende ist, um Ihr Nervensystem wieder in den parasympathischen Modus (verantwortlich für Ruhe & Reparatur) zu schalten, planen Sie es bewusst ein! Ob es regelmäßig die bewusste Zwerchfellatmung ist, ein Mittagsschläfchen, ein Spaziergang oder ein Telefonat mit der besten Freundin – tragen Sie sich Zeit für sich selbst in den Kalender ein und nehmen Sie diese genauso ernst, wie alle anderen Termine!


4. Ernährung

Die Ernährung der Menschen in den Blue Zones® ist pflanzenbasiert mit einem hohen Anteil an Hülsenfrüchten. Pflanzen enthalten neben Vitaminen und Mineralstoffen auch viele Ballaststoffe, die unsere Darmbakterien bei Laune halten. Pflanzenbasiert heißt nicht, dass sie gar kein Fleisch essen, sondern einfach weniger bzw. nur zu besonderen Gelegenheiten, wie z.B. bei uns lange Zeit der „Sonntagsbraten“.

Außerdem haben Hundertjährige in den Blue Zones® verschiedene Strategien, um sich nicht zu überessen. „Hara-Hachi-Bu“ – dieses 2500 Jahre alte Mantra von Konfuzius erinnert beispielsweise die Menschen in Okinawa daran, mit dem Essen aufzuhören, wenn ihr Magen 80% gefüllt ist. Diese Form der Kalorienrestriktion ist im Gegensatz zu Diäten ein natürliches Anti-Ageing Mittel.

Mein Tipp:

Machen Sie öfter mal die Beilage zur Hauptspeise und sehen Sie Fleisch als etwas Besonderes. Das schont gleichzeitig Ihren Geldbeutel, da hochwertiges Fleisch in der Regel sehr teuer ist.

Essen Sie langsam und kauen Sie gut! Dann wird das Essen nicht nur besser verdaut, sondern Sie merken auch eher, wann Sie satt sind (das dauert in der Regel ca.20 Minuten).


„Essen Sie Lebensmittel, nicht zu viel, und vorwiegend Pflanzen!“ - Michael Pollan -

5. Zugehörigkeit

Die am längsten lebenden Menschen wurden entweder in den richtigen Stamm hineingeboren oder umgeben sich bewusst mit den richtigen Leuten, welche gesunde Verhaltensweisen unterstützen. Wie die Forschung gezeigt hat, ist Rauchen, Übergewicht und sogar Einsamkeit ansteckend. Anders herum färben gesunde Gewohnheiten in Gemeinschaften auf alle ab. Denn im Grunde genommen wissen wir ja, dass wir nicht rauchen, mehr Gemüse essen und uns mehr bewegen sollten – trotzdem scheitert es häufig an der Umsetzung. Wenn allerdings unsere Familie, Freunde und Bekannten am gleichen Strang ziehen, wird die Umsetzung ganz selbstverständlich.

Mein Tipp:

Investieren Sie in gute Freunde! Denn Ihre Freunde sind wie Langzeit-Abenteuer, und damit das Wichtigste, um Ihrem Leben nicht nur mehr Jahre zu schenken, sondern diesen Jahren mehr Leben! Schon ab 3 guten Freunden erhöhen Sie Ihre Lebenserwartung automatisch um bis zu 8 Jahre!


„Es ist das Umfeld, was uns auf natürliche Weise hilft, eine gesunde Lebensweise umzusetzen.“ - Dan Büttner -

Wie wir sehen, ist es nicht nur eine Sache, welche die Langlebigkeit in den Blue Zones® erklärt, sondern vielmehr ist es ein verwobenes Netz aus verschiedenen Faktoren, auf die wir selbst Einfluss haben. Dabei ist Ihre Einstellung zum Leben der Dreh- und Angelpunkt . Es macht einen großen Unterschied, ob für Sie das Glas halb voll oder halb leer ist und ob Sie davon ausgehen, dass im Alter zwangsläufig Krankheiten auf Sie warten, Sie schlechter sehen oder sich schlechter bewegen können. Leider spiegelt das jedoch das allgemeine „Mindset“ unserer Gesellschaft wider: dass wir im Alter eben unwiderruflich abbauen. Menschen, die mit 60 oder 70 Jahren Leistungssport betreiben, Salsa tanzen oder Meister im Schach werden, bezeichnen wir als Ausnahmen. Wie zum Beispiel Orville Rogers & Julia (Hurricane) Hawkins, die beide mit über 100 mehrfache Leichtathletik-Weltmeister in ihrer Altersgruppe auf verschiedenen Strecken sind. Und dabei fing Rogers erst mit 50 Jahren an, überhaupt Sport zu treiben!


Ich möchte Sie ermuntern, es mal von der anderen Seite zu betrachten: Was, wenn diese fitten Menschen die Normalität wären und Krankheiten und Verfall die Ausnahme als Folge unseres Lebensstils? Was wäre, wenn wir uns nicht damit abfinden, sondern im Gegenteil davon ausgehen würden, dass im Alter alles besser wird? Selbst wenn es dann doch nicht so wäre - für die Skeptiker unter Ihnen -, dann hätten wir uns wenigstens bis dahin auf das Altern gefreut anstatt uns Sorgen zu machen, was ja an sich schon Stress auslöst und den Alterungsprozess vorantreibt.


In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für das neue Jahr vor allem eins: das richtige Mindset!



Literaturempfehlungen:

„Die Uhr zurückdrehen?“ von Ellen J. Langer

„The Blue Zones – 9 Power Lessons for Living longer“ von Dan Buettner

„Essen Sie nichts, was Ihre Großmutter nicht als Essen erkannt hätte!“ von Michael Pollan

„Die Gesundheitsformel der 100-Jährigen“ von Prof. Dr. Ingo Froböse





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