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Du bist nicht nur, was Du isst, sondern auch, was Du denkst, fühlst und tust

Autorenbild: UlrikeUlrike

Aktualisiert: 22. Feb. 2022

Diesen Spruch habe ich auf meiner Website, und mir ist gerade mal wieder bewusst geworden, wie wahr er ist. Wenn man sich in der Ernährungs- und Gesundheitswelt mal so umschaut, dann gibt es da sehr viele selbsternannte Gurus, die uns predigen, wie wir uns zu ernähren haben bzw. was wir lieber alles weglassen sollen: Milchprodukte auf jeden Fall, Getreideprodukte (wegen des Glutens) und Fleisch ja sowieso. Kohlenhydrate sind ganz böse, Leitungswasser vergiftet uns und selbst Obst und Gemüse bitte nur noch in Bioqualität. Außerdem müssen wir auf Kosmetika, Wasch- und Putzmittel, Kleidung, Luftverschmutzung, Handystrahlung und tausend andere Dinge aufpassen, damit wir uns nicht komplett vergiften… Am besten ziehen wir uns wie einst Michael Jackson in ein Sauerstoffzelt zurück und ernähren uns ausschließlich von Licht und Luft.



Ich sage nicht, dass das alles kompletter Unsinn ist und wir uns den ganzen Tag von Junk Food ernähren und mit dem Handy auf der Couch abhängen sollen. Aber wenn das alles tatsächlich so extrem schlimm wäre, wie es z.T. beschrieben wird, muss man sich ja schon wundern, wie wir uns vor lauter Schlacken und Giften überhaupt noch aufrecht halten können..


Ein gesunder Mittelweg ist hier eher angebracht. Was z.B. das Obst und Gemüse betrifft, kann man sich an den Clean Fifteen / Dirty Dozen (Listen gibt es im Internet) orientieren, um zu wissen, welches Obst und Gemüse man konventionell und welches lieber im Biomarkt einkaufen sollte, um sich vor Pestiziden zu schützen. Wichtiger jedoch ist, dass man überhaupt Obst und Gemüse isst. Zur Not schält man es!


Und das gilt auch für alle anderen Dinge: die Menge macht das Gift und wir sind alle unterschiedlich! Was den einen heilt, kann den anderen krank machen.

Nehmen wir z.B. mal das Gluten. Gerade mal 1% der Bevölkerung ist von der Krankheit Zöliakie betroffen, wo der Verzehr glutenhaltiger Produkte z.T. schlimme gesundheitliche Folgen hat. Diese Menschen sind gut beraten, auf jeden Fall Gluten zu meiden. Für den Rest gibt es keinen Grund, solange man es in Maßen genießt. Zudem zeigt uns ein gesunder Körper meistens selbst sehr deutlich, was er braucht bzw. wovon wir lieber die Finger lassen sollten.


Was die meisten Ernährungsgurus, egal aus welcher Sparte sie kommen, auch niemals erwähnen, ist unsere Primärnahrung, also das, was uns außerhalb des Tellerrandes nährt, wie unsere Beziehungen, Bewegung oder ein erfüllender Beruf.


Aber wenn ich den ganzen Tag damit beschäftigt bin, was ich bei der Ernährung alles weglassen und worauf ich sonst noch achten muss, dann habe ich doch gar keine Zeit mehr für Sport, Beziehungen oder Arbeit, weil ich die ganze Zeit nur noch Etiketten lese oder im Internet nach plastikfreier Kleidung suche. Ganz zu schweigen davon, dass das alles Stress erzeugt, der im Körper wiederum stumme Entzündungen hervorruft, die uns auf lange Sicht auch krank machen. Ist Dir schon mal aufgefallen, dass die meisten Ernährungsgurus oft auch gar nicht besonders gesund und glücklich wirken? Das sind nicht unbedingt die Menschen, mit denen man spontan auf ne Party gehen würde.


Also, viel wichtiger als das Essen an sich ist das, was ich damit verbinde! Ein Kaffee mit der besten Freundin, Kochen mit der Familie, Essen gehen mit Freunden oder ein Glas Wein mit dem Liebsten – das sind alles Dinge, die meine Seele nähren. Essen ist Liebe, Genuss und Lebensfreude, und das soll es bitte schön auch bleiben. Das geht aber verloren, wenn ich nur noch mit dem Studieren von Zutatenlisten beschäftigt bin.

Die zwanghafte Sucht, sich gesund zu ernähren, hat sogar einen Namen: Orthorexie. Bei dieser Krankheit führt die alles dominierende Angst vor „schlechten“ Lebensmitteln nicht nur zu tatsächlichen Krankheitssymptomen, sondern auch dazu, dass die Auswahl an „gesunden“ Lebensmitteln immer geringer wird, bis man tatsächlich nur noch Luft und Licht übrig bleiben.


Du bist, was Du isst, aber auch, was Du denkst, fühlst und tust! Wenn ich also denke und glaube, dass mich bestimmte Lebensmittel krank machen, dann wird es zwangsläufig so sein. Wir erschaffen uns unsere Welt mit unseren Gedanken, das ist mittlerweile erwiesen.

Also denke und glaube ich doch lieber, dass ich mit über 100 gesund in die Kiste gehe. Bis dahin genieße ich das Leben, ernähre mich bewusst, aber mit Genuss, bewege mich regelmäßig ohne Zwang, halte mich oft in der Natur auf und umgebe mich mit lieben Menschen.


Denn es sind erwiesenermaßen nicht die verknöcherten Gesundheitsapostel, denen als Belohnung für ihr asketisches Leben ein Methusalemalter winkt. Die sinnenfrohen Genussmenschen dürfen sich ebenfalls freuen. Und die wissen dann wenigstens, mit wem sie ihren 100. Geburtstag feiern können.


 


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